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BREKO Marktanalyse 2024 – Ein Überblick über den Glasfaserausbau in Deutschland

Zuletzt aktualisiert: 26. September 2024

Die BREKO Marktanalyse 2024 liefert einmal mehr tiefgehende Einblicke in den Fortschritt des Glasfaserausbaus in Deutschland. Die jährlich veröffentlichte Analyse ist ein zentraler Indikator für den aktuellen Stand der Digitalisierung und die Herausforderungen, denen sich die Branche gegenübersieht.

Wie im Bericht deutlich wird, gibt es nicht nur regionale Unterschiede, sondern auch drängende politische Fragen, die adressiert werden müssen, um die ehrgeizigen Ziele für 2025 und 2030 zu erreichen. 

Zentrale Erkenntnisse der BREKO Marktanalyse 2024

Die BREKO Marktanalyse 2024 zeigt, dass der Glasfaserausbau in Deutschland voranschreitet, jedoch mit einer Verlangsamung des Wachstums im Vergleich zu den Vorjahren. Zum Stichtag 30. Juni 2024 liegt die Glasfaserausbauquote bei 43,2 %, was einem Anstieg von 7,6 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr (35,6 % im Juni 2023) entspricht. Diese Zahl gibt den Anteil der Haushalte an, die theoretisch mit Glasfaser erreicht werden können (Homes Passed). Während dies ein positiver Fortschritt ist, verlangsamt sich das Wachstum im Vergleich zu den Vorjahren, was Anlass zur Sorge gibt.

Die Zahl der tatsächlich angeschlossenen Haushalte und Unternehmen (Homes Connected) stieg ebenfalls. Hier liegt die Anschlussquote bei 22,8 %, ein Zuwachs von 4,5 Prozentpunkten gegenüber 2023 (18,3 %). Diese Zunahme zeigt, dass immer mehr Haushalte und Unternehmen die Möglichkeit erhalten, Glasfaseranschlüsse zu nutzen. Dennoch bleibt ein erheblicher Teil der Haushalte unverbunden, was das Ziel einer umfassenden Glasfaserabdeckung in Frage stellt.

Zusätzlich steigt die sogenannte Take-Up-Rate leicht an, von 25 % auf 26 %, was die Zahl derjenigen Haushalte und Unternehmen widerspiegelt, die bereits aktive Glasfaseranschlüsse nutzen (Homes Activated). Das deutet darauf hin, dass der tatsächliche Bedarf und die Nutzung von Glasfaseranschlüssen zunehmen, wenn die entsprechenden Infrastrukturen verfügbar sind.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Glasfaserausbau in den letzten Jahren zwar vorangeschritten ist, aber nicht in dem Tempo, das für eine vollständige Abdeckung bis 2030 erforderlich wäre. Vor allem der Rückgang des Wachstums im ländlichen Raum und strukturelle Probleme im politischen und regulatorischen Umfeld spielen eine zentrale Rolle bei der Verlangsamung des Ausbaus. 

Bundesländervergleich und regionale Unterschiede

Ein besonders interessanter Teil der BREKO Marktanalyse 2024 ist der Vergleich des Glasfaserausbaus auf Bundeslandebene. Hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Regionen – sowohl in Bezug auf den aktuellen Ausbaugrad als auch auf das Wachstumstempo. An der Spitze des Rankings steht Schleswig-Holstein, das mit einer Glasfaserausbauquote von 89,3 % das Bundesland mit der besten Infrastruktur ist. Dicht gefolgt wird es von Hamburg mit 82,7 % und Brandenburg mit 59,3 %.

Besonders bemerkenswert ist jedoch das starke Wachstum in einigen Bundesländern. Bremen zeigt den größten Zuwachs mit einem Plus von 26,3 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung unterstreicht die Bemühungen in Regionen, die bisher im Glasfaserausbau hinterherhinkten, nun aufzuholen.

Andererseits gibt es auch Regionen, die im bundesweiten Vergleich noch deutlich zurückliegen. Thüringen liegt mit einer Ausbauquote von 33,8 % deutlich unter dem nationalen Durchschnitt, ebenso wie Baden-Württemberg mit 29,9 % und Berlin mit 28,5 %. Diese Rückstände verdeutlichen die regionalen Unterschiede und zeigen, dass in einigen Gebieten erheblicher Handlungsbedarf besteht.

Die Gründe für diese regionalen Unterschiede sind vielfältig. Einerseits hängt der Ausbau vom Engagement der jeweiligen Landesregierungen und der Fördermittelverteilung ab, andererseits spielen auch geografische und demografische Gegebenheiten eine Rolle. In ländlichen Gebieten ist der Ausbau oft aufwendiger und kostenintensiver, was die Fortschritte in diesen Regionen verlangsamt. 

BREKO Prognosen und Zukunftsaussichten

Die BREKO Marktanalyse 2024 liefert auch wichtige Prognosen für die kommenden Jahre, die auf die zukünftige Entwicklung des Glasfaserausbaus in Deutschland hinweisen. Während das Ziel der Bundesregierung, bis Ende 2025 50 % der Haushalte und Unternehmen mit Glasfaser zu versorgen, realistisch erscheint, zeigt sich, dass das langfristige Ziel für 2030, eine flächendeckende Versorgung zu erreichen, deutlich gefährdet ist. Ohne umfassende politische und regulatorische Anpassungen wird die Ausbauquote bis 2030 lediglich zwischen 76 % und 86 % liegen, so die Analyse des BREKO.

BREKO-Präsident Norbert Westfal warnt: „Darüber hinaus braucht es mit Blick auf das politische Ausbauziel 2030 jetzt mehr denn je eine klare politische Kurskorrektur, um Investitionssicherheit zu schaffen und Investitionsanreize zu setzen.“

Ein zentraler Punkt für die Zukunft ist der wachsende Bedarf an Glasfaseranschlüssen in immer mehr Haushalten und Unternehmen. Die Nachfrage nach höherer Bandbreite nimmt stetig zu, was sich auch in der steigenden Zahl von Anschlüssen mit Geschwindigkeiten von ≥ 1 Gbit/s widerspiegelt. Allein im letzten Jahr ist die Anzahl der Anschlüsse in diesem Bereich um 0,2 Millionen gestiegen, während der Markt für langsamere Verbindungen rückläufig ist. Dies zeigt, dass Glasfaser als Infrastruktur für die Digitalisierung nicht nur unverzichtbar, sondern auch zukunftssicher ist.

Eine weitere bedeutende Entwicklung ist der zunehmende Fokus auf Open Access. Fast 90 % der BREKO-Mitgliedsunternehmen bieten bereits Zugang zu ihren Netzen für andere Anbieter an. Diese Entwicklung fördert den Wettbewerb und steigert die Auslastung der bestehenden Glasfasernetze, wodurch langfristig mehr Kundinnen und Kunden Zugang zu schnellen Internetverbindungen erhalten. Open Access wird als wichtiger Bestandteil der zukünftigen Netzinfrastruktur betrachtet und dürfte eine entscheidende Rolle dabei spielen, die ambitionierten Ausbauziele zu erreichen. 

Herausforderungen im Glasfaserausbau

Trotz der Fortschritte und positiven Entwicklungen gibt es in der BREKO Marktanalyse 2024 einige zentrale Herausforderungen, die den Glasfaserausbau in Deutschland verlangsamen. Ein bedeutendes Problem ist die Verlangsamung des Ausbaus in der Fläche. Während in städtischen Gebieten Fortschritte erzielt werden, bleibt der Ausbau in ländlichen Regionen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Dies wird als ein Frühindikator für größere strukturelle Probleme gesehen, die den Ausbau langfristig beeinträchtigen könnten.

Studienautor Prof. Dr. Jens Böcker dazu: „Auffällig ist: Während der Fokus in den letzten Jahren auf dem Ausbau in der Fläche lag, gehen die Unternehmen jetzt zunehmend dazu über, die Haushalte, Unternehmen und öffentlicher Einrichtungen anzuschließen.“

Ein weiteres zentrales Hindernis ist laut BREKO der strategische Doppelausbau durch die Deutsche Telekom. Hierbei handelt es sich um die parallele Erschließung von Gebieten durch mehrere Anbieter, was zu einem ineffizienten Einsatz von Ressourcen führt. Laut der BREKO Marktanalyse sind derzeit 78 Unternehmen von diesen Doppelausbau-Aktivitäten betroffen. In vielen Fällen führt dies dazu, dass sich alternative Anbieter aus Projekten zurückziehen oder diese verkleinern, da der Wettbewerb durch die Marktstärke der Telekom erschwert wird. Etwa ein Drittel der betroffenen Unternehmen hat sich bereits aus Ausbauprojekten zurückgezogen, was den Fortschritt weiter verlangsamt.

BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers: „Auch wenn die Telekom das Gegenteil glauben machen möchte: Der strategische Doppelausbau des marktbeherrschenden Unternehmens bleibt ein zentrales Problem im Glasfaserausbau. Dieses volkswirtschaftlich widersinnige Verhalten verhindert den Ausbau ganzer Kommunen, schreckt Investoren ab und ist eine Belastung für die Bürgerinnen und Bürger. Seit Veröffentlichung des Monitoringberichts der Bundesnetzagentur im April ist nichts passiert. Das Thema auszusitzen, nützt einzig und allein der Telekom.”

Zudem spielt der Fachkräftemangel eine immer größere Rolle. Der Glasfaserausbau erfordert spezialisierte Arbeitskräfte, die in ausreichender Zahl schwer zu finden sind. Dies führt nicht nur zu Verzögerungen bei der Umsetzung von Projekten, sondern auch zu steigenden Ausbaukosten. Diese Kostensteigerungen belasten vor allem kleinere Anbieter und könnten langfristig Investitionen in den Ausbau bremsen.

Darüber hinaus macht die BREKO Marktanalyse deutlich, dass es weitere regulatorische und politische Hürden gibt, die den Ausbau verzögern. Genehmigungsverfahren sind oft langwierig und komplex, was den Ausbauprozess behindert. Diese strukturellen Herausforderungen müssen dringend angegangen werden, um den Glasfaserausbau in Deutschland nachhaltig voranzutreiben. 

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Politische Forderungen des BREKO

Angesichts der Herausforderungen im Glasfaserausbau richtet der BREKO in seiner Marktanalyse 2024 klare politische Forderungen an die Bundesregierung und die Regulierungsbehörden. Eine der zentralen Forderungen ist die Schaffung eines wettbewerbskonformen Übergangs von Kupfer- auf Glasfasernetze. Dieser Übergang wird als entscheidend angesehen, um den Glasfaserausbau weiter voranzutreiben, ohne dabei den Wettbewerb zu gefährden. Der BREKO fordert, dass die Deutsche Telekom ihr Kupfernetz nicht strategisch nur dort abschaltet, wo sie selbst Glasfaser verlegt hat. Stattdessen sollte eine flächendeckende Abschaltung ermöglicht werden, auch in Gebieten, in denen Wettbewerber Glasfaser ausgebaut haben.

Eine weitere Forderung betrifft den strategischen Doppelausbau. Der BREKO schlägt vor, dass die Deutsche Telekom ihre Ausbauplanungen bei der Bundesnetzagentur hinterlegen muss, um so den Doppelausbau zu verhindern. Dies soll sicherstellen, dass Ressourcen effizienter genutzt werden und der Ausbau schneller voranschreiten kann.

Darüber hinaus fordert der BREKO die Anpassung des Telekommunikations-Netzausbau-Beschleunigungs-Gesetzes (TK-NABEG), um die Genehmigungsverfahren zu vereinfachen und den Glasfaserausbau als "überragendes öffentliches Interesse" zu definieren. Dies würde den Ausbau beschleunigen und die Planungsprozesse vereinfachen.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Gigabitförderung, die laut BREKO zielgerichteter ausgestaltet werden muss. Eigenwirtschaftlicher und geförderter Ausbau sollten besser koordiniert werden, um Synergien zu schaffen und so den Glasfaserausbau in unterversorgten Gebieten voranzutreiben. 

Schlussfolgerung und Handlungsbedarf

Die BREKO Marktanalyse 2024 verdeutlicht, dass der Glasfaserausbau in Deutschland voranschreitet, jedoch weiterhin mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert ist. Während das Ziel, bis 2025 die Hälfte der Haushalte und Unternehmen mit Glasfaser zu versorgen, erreichbar scheint, ist das langfristige Ziel einer flächendeckenden Versorgung bis 2030 in Gefahr.

Es wird deutlich, dass die Bundesregierung und die Regulierungsbehörden dringend handeln müssen, um den Glasfaserausbau zu beschleunigen. Die Forderungen des BREKO, wie der wettbewerbskonforme Übergang von Kupfer- auf Glasfasernetze und klare Regelungen zum Überbau, sind dabei zentrale Hebel, um die Digitalisierung in Deutschland voranzutreiben.

Für die Zukunft ist klar: Nur mit einem effizienten und schnellen Glasfaserausbau kann Deutschland seine digitale Infrastruktur auf ein wettbewerbsfähiges Niveau bringen und für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet sein.  

Quellen

BREKO (2024): „BREKO Marktanalyse 2024“, https://www.brekoverband.de/schwerpunkte/breko-marktanalyse/, letzter Zugriff am 19. September 2024.

BREKO (2024): „BREKO Marktanalyse 2024“, 10. September 2024, https://www.brekoverband.de/site/assets/files/47207/breko_markanalyse_2024.pdf, letzter Zugriff am 19. September 2024.

BREKO (2024): „Flächendeckende Glasfaserversorgung bis 2030 ohne klare politische Kurskorrektur nicht mehr erreichbar“, https://www.brekoverband.de/site/assets/files/47208/breko_marktanalyse_2024_pm.pdf, letzter Zugriff am 19. September 2024.

Sawall, Achim (2024): „Wachstum des FTTH-Ausbaus verlangsamt sich“, golem.de, 10September 2024, https://www.golem.de/news/breko-wachstum-des-ftth-ausbaus-verlangsamt-sich-2409-188859.html, letzter Zugriff am 19. September 2024. 

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