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(Alternative) Verlegemethoden im Vergleich: Das sollten Sie wissen

Bis zu 80 % der Investitionskosten beim Glasfaserausbau entfallen auf den Tiefbau. Das verlangsamt nicht nur den Ausbau und ist ineffizient, sondern vor allem auch teuer. Daher ist es kein Wunder, dass über die Jahre eine Vielzahl (alternativer) Verlegemethoden entwickelt wurden.

Allerdings herrscht bei vielen Kommunen immer noch eine gewisse Scheu vor neuen Verlegemethoden – nicht zuletzt, weil viele noch nicht normiert sind. Dennoch fordert beispielsweise der BREKO, die Nutzung alternativer Verlegemethoden zu normalisieren, um so Einsparpotenziale zu nutzen und den Ausbau zu beschleunigen.

Wir haben die wichtigsten Verlegemethoden am Markt für Sie kurz und knapp zusammengefasst und vergleichen, wann welche Methode in Frage kommt. 

Hinweise zu den Verlegemethoden

Die im Folgenden dargestellten Verlegemethoden werden alle so bereits im europäischen Bereich eingesetzt. Darüber hinaus gibt es keine funktionalen Unterschiede mit Sicht auf die Breitbandversorgung oder die Dauerhaftigkeit des Ausbaus. Die Regelungen im Telekommunikationsgesetz bevorzugen zudem keine bestimmte Verlegemethode oder -tiefe. Unter den jeweiligen Voraussetzungen können daher alle Arten der Verlegung gleichberechtigt zum Einsatz kommen.

Offener Grabenbau

Bei dem offenen Grabenbau handelt es sich um den konventionellen Tiefbau. Hier wird entweder per Bagger oder Handschachtung (wenn bereits Leitungen vorhanden sind) ein Graben ausgehoben, in den dann eine Leitung gelegt wird. Im Anschluss erfolgt eine lagenweise Verdichtung des Bodens und eine Wiederherstellung der Oberfläche. Dieses Verfahren ist bei nahezu allen Oberflächen anwendbar, pro Tag werden aber nur relativ kurze Strecken geschafft. Zudem ist dieses Verfahren teuer und es beeinträchtigt den Straßenverkehr.
Breite: mind. 15 cm
Tiefe: mind. 30 cm
Kosten: bis zu 140 € pro Meter
Alternativ kann die Tiefe der Gräben reduziert werden. Dadurch erhöht sich die Baugeschwindigkeit, der Verkehr wird weniger beeinträchtigt und der Ausbau ist einfacher. Zudem reduzieren sich die Kosten um ca. 10 %

Fräs-/Meißelverfahren

Bei diesem Verfahren wird ein Schlitz in (un-)befestigte Oberflächen gefräst. Der Aushub wir dann durch eine Maschine entfernt und im Anschluss erfolgt die Verlegung von Leerrohren/Leerrohrverbänden sowie der Verschluss und ggf. die Wiederherstellung der Oberflächen.
Breite: 6-30 cm
Tiefe: bis zu 80 cm
Kosten: ca. 30-40 % weniger als konventioneller Tiefbau
Hier gibt es drei Varianten. Zum einen das Kettenfräsverfahren, das sich vorwiegend für unbefestigte Flächen und Grünflächen eignet. Eine gezahnte Kette an der Grabenfräse (ähnlich einer Motorsäge) wird bis zur gewünschten Tiefe in das Erdreich eingetaucht und wie ein Pflug hindurch gezogen.
Breite: 20-30 cm
Tiefe: bis zu 80 cm
Alternativ gibt es das Fräsradverfahren, bei dem unterschiedlich große Fräs- oder Felsräder zur Herstellung des Schlitzes verwendet werden – je nach gewünschter Tiefe des Grabens. Die entsprechenden Vorrichtungen können entweder als eigenständige und selbstfahrende Geräte oder als Anbaugeräte für Bagger oder Kompaktlader eingesetzt werden. Dieses Verfahren eignet sich auch für Asphalt und Beton.
Breite: 6-22 cm
Tiefe: 30-50 cm
Außerorts und im ländlichen Bereich eignet sich das Bankettfräsverfahren, bei dem mit einer speziellen Fräse ein Schlitz in das Straßenbankett neben der Asphaltkante gefräst wird. Im gleichen Schritt können Leerrohrverbände eingebracht und umhüllt werden. Dann erfolgt der Verschluss. Bei diesem Verfahren kommt es – bei entsprechender Verdichtung – kaum zu Beeinträchtigungen des Straßenkörpers.
Breite: 18-25 cm
Tiefe: 30-50 cm 

Schleif- bzw. Sägeverfahren

Dieses Verfahren wird im gebundenen Oberbau eingesetzt. Dabei erzeugen eine oder mehrere parallele Trennscheiben oder Sägeblätter einen schmalen Schlitz in der befestigten Oberfläche. In den gereinigten Schlitz werden dann erdverlegbare Leerrohre oder Leerrohrverbände verlegt. Sägen und Verlegen können je nach Maschine auch in einem Schritt erfolgen. Das Verfahren ist in befestigten Oberflächen einsetzbar. Allerdings können aufgrund der geringen Schlitzbreite nur wenige Medien nebeneinander verlegt werden. Für einen Hausanschluss ist eine Grube bzw. ein Kopfloch erforderlich.
Breite: 1-8 cm
Tiefe: bis zu 45 cm
Alternativ kann das Stufenschleifverfahren in Asphalt- und Betonoberflächen eingesetzt werden. Diamantschleifscheiben unterschiedlicher Durchmesser stellen – je nach Bedarf und zu verlegendem Material – einen unterschiedlich breiten Stufenschlitz her. Die T-Form des Schlitzes soll den Verlegeraum vor äußerer Kräfteeinwirkung schützen. Um hohe Staubbelastungen zu vermeiden, wird der Schlitz im Nassverfahren hergestellt. Das Leerrohr wird im Anschluss mit Sand abgestreut, so fixiert und der Stufenschlitzgraben mit einer Verfüllmasse (Epoxidharz) verfüllt.
Breite: 0,8-11 cm
Tiefe: je nach Stärke der befestigten Oberfläche 

Kabelpflugverfahren

Das Kabelpflugverfahren wird vor allem im ländlichen Bereich, bei freiem Gelände sowie bei befestigten Straßen und unbefestigten Wegen eingesetzt. Dabei ist ein Pflugschwert an einer geeigneten Zugmaschine angebracht und erzeugt durch Verdrängung des Erdreichs einen schmalen Schlitz. Anschließend oder im selben Arbeitsgang wird ein Leerrohrverband eingezogen und ein Trassenwarnband verlegt. Der verdrängte Boden wird beispielsweise mit einer Walze geebnet und so der Schlitz verschlossen. Dadurch, dass kein Aushub entsteht, ist der Aufwand für die Oberflächenwiederherstellung gering. Die Besonderheit des Verfahrens: Es ist auch in sonst schwer zu bearbeitendem Gelände wie Böschungen einsetzbar.
Breite: 10-12 cm
Tiefe: bis 120 cm, üblicherweise 60-90 cm
Kosten: ca. 8-10 € pro Meter 

Horizontal-Spülbohrverfahren

Das Horizontal-Spülbohrverfahren ist eine Richtbohrtechnik, die eine grabenlose Verlegung von Kabelschutzrohren ermöglicht. Zwischen einer Start- und einer Zielgruppe wird eine steuerbare Pilotbohrung mit einem ortbaren Bohrkopf durchgeführt. Dabei lockert eine Bentonit-Bohrspülung das Erdreich, spült das Bohrgut aus dem Kanal und stabilisiert den Bohrkanal. Nach der Pilotbohrung wird das Bohrgestänge zurückgezogen und so eine Räum- und Aufweitbohrung vorgenommen und es werden gleichzeitig Kabelschutzrohre verlegt. Je nach Bohrkopf kann das Verfahren in verdrängbarem Boden bis hin zu Fels eingesetzt werden. Es eignet sich sowohl für die Querung von Hindernissen als auch die Längsverlegung oder eine Verlegung bei besonders schützenswerten Oberflächen.
Trassenlänge: bis ca. 500 m
Tiefe: 0,5-10 m
Durchmesser Bohrkanal: 100 mm (Pilotbohrung)
Kosten: ca. 50-100 € pro Meter
Bei beengten Platzverhältnissen und in schwierigem Gelände sowie für Hausanschlüsse und kurze Querungen können zudem Mini-Spülbohrsysteme eingesetzt werden. Das Funktionsprinzip ist das gleiche wie bei Spülbohrverfahren, allerdings gibt es nur eine kleine Startgrube oder einen Schacht. Mit dem Verfahren können Straßen oder Gewässer mit einer Trassenlänge von bis 100 m unterquert werden.
Trassenlänge: bis 100 m
Tiefe: mind. 0,5 m
Durchmesser Bohrkanal: 58-80 mm
Um den Eingriff in die Oberfläche so gering wie möglich zu halten, kann auch das Keyhole-Verfahren eingesetzt werden. Es eignet sich vor allem für Hausanschlüsse und kurze Querungen. Anders als das Horizontal-Spülrohrverfahren erfolgt der Start in einer Startgrube oder einem Schacht und die Maschine wird vollständig außerhalb der Grube bedient. Auch die Kabel und Leitungen werden mit Teleskopwerkzeugen von außerhalb der Grube eingezogen.
Trassenlänge: bis 50 m
Mindesttiefe: 0,5 m
Durchmesser Bohrkanal: 58 mm (Pilotbohrung)
Im innerstädtischen Bereich eignet sich zudem das Spüllanzenverfahren. Bei diesem steuerbaren Verfahren wird – basierend auf dem Bohrprinzip des Horizontal-Spülbohrverfahrens – ein dünnes Kunststoffgestänge mit Unterstützung eines Wasser-/Bentonitgemisches per Hand in den Baugrund eingeschoben. Die Bohrung erfolgt in verdrängbarem Boden zwischen Start- und Zielgrube. In der Zielgrube wird das zu verlegende Medium mit einer Öse am Bohrgestänge befestigt und beim Zurückziehen eingezogen. Der Flüssigkeitsdruck kann an die jeweiligen Bodenverhältnisse angepasst werden.
Trassenlänge: bis ca. 40 m
Tiefe: ca. 0,5-2 m
Durchmesser Bohrkanal: ca. 50 mm 

Ungesteuertes Bodenverdrängungsverfahren (Erdrakete)

Für die Herstellung von Hausanschlüssen und kurzen Querungen (nicht Gewässer) wird bei diesem Verfahren ein pneumatisch angetriebener Bodenverdrängungshammer (Erdrakete) mittels Druckluft durch das Erdreich getrieben. Es ist keine aktive Steuerung möglich. Die Ausrichtung erfolgt aus der Startgrube mittels Peiloptik. Im Hin- oder Rücklauf der Rakete wird unmittelbar ein Kabelschutzrohr in die entstandene Erdröhre eingezogen. Dieses Verfahren eignet sich für verdrängbaren Boden.
Trassenlänge: bis 25 m
Überdeckungshöhe: mind. Durchmesser der Erdrakete x 10
Durchmesser: 45-180 mm
Kosten: ca. 100 € pro Meter 

Richtpressverfahren

Das Richtpressverfahren ist ein statisches und korrigierbares Verfahren zur Herstellung von Hausanschlüssen und Querung von Verkerhrswegen. Ähnlich wie bei einer Erdrakete verdrängt ein Lenkkopf den Boden bei Vortrieb eines Gestänges. Allerdings wird der Kopf oberirdisch mit einem Ortungsgerät verfolgt und bei Bedarf korrigiert. In der Zielgrube wird der Lenkkopf durch einen Ausweitungskopf ausgetauscht und beim Zurückziehen ein Kabelschutzrohr eingezogen. Auch dieses Verfahren ist vor allem für verdrängbaren Boden geeignet.
Trassenlänge: bis 35 m
Überdeckungshöhe: mind. Steuerkopf-Durchmesser x 10
Durchmesser: 58 mm 

Verlegung im Abwasserkanal

Als Alternative zur Schaffung neuer Trassen kann das Abwassernetz als bereits bestehende Trasse für neue Netzinfrastruktur genutzt werden. Der Einbau erfolgt direkt oder bei Kanalsanierungen entweder manuell oder mittels Verlegerobotern, wenn die Kanäle nicht begehbar sind. Die Verlegung kann per Spannringen, Ankern oder Schlauch- und Kurzlinern erfolgen. Bei korrekter Installation und Berechnung sowie bei durchschnittlichen Durchflussmengen beeinträchtigt die Leerrohranlage aufgrund ihres geringen Platzbedarfs die Hydraulik innerhalb der Abwasseranlagen nicht.
Kosten: ca. 40-60 € pro Meter bzw. ca. 30 % Einsparungen ggü. konventioneller Methode 

Oberirdische Linien

Oberirdische Linien können zum einen ergänzt oder erweitert werden. Dabei fallen nur geringe Montagearbeiten an. Unter Umständen ist nicht einmal eine erneute Wege- bzw. Standortsicherung erforderlich. Die Absicherung der Masten muss allerdings geprüft werden. Die bestehenden Holzmaste sind im Infrastrukturatlas der Bundesnetzagentur einsehbar und die Standorte der vorhandenen Mastlinien stehen für die Planung zur Mitnutzung zur Verfügung.
Allernativ können oberirdische Linien auch neugebaut werden. Hier ist allerdings eine Wegesicherung bzw. ein Zustimmungsantrag nach § 127 TKG erforderlich und die neuen Maststandorte müssen in Zusammenarbeit mit den Wegebaulastträgern bzw. den Wegeunterhaltungspflichtigen festgelegt werden.
Kosten: bis ca. 20 € pro Meter 

Fazit

Alternative Verlegemethoden sind nicht in allen Fällen einsetzbar oder sinnvoll. Es sind topographische Gegebenheiten, Bodenklassen, die Oberflächenstruktur, Umweltaspekte, Siedlungsstrukturen und Eigentumsverhältnisse zu berücksichtigen. Die Bewertung dieser unterschiedlichen Bedingungen in einem Ausbaugebiet führt daher typischerweise zu einer Nutzung unterschiedlicher Verlegeverfahren. Dieser Mix an Verfahren ist meist unproblematisch und erfolgt bereits seit Jahren.

Wir unterstützen Sie!

Sie sind sich unsicher, welche Verlegemethode in Ihrem Ausbaugebiet in Frage kommen? Wir unterstützen Sie! Mit unserem Trassenscreening in Zusammenarbeit mit der Planungsabteilung beraten wir Sie, wo Einsparpotenzial besteht und empfehlen, die für Ihr Gebiet geeignetste(n) Verlegemethode(n).

Auch beim Ausbau sind wir an Ihrer Seite und übernehmen die Bauüberwachung – auch bei alternativen Verlegemethoden. 

Sprechen Sie uns an!

Quellen

Bundesministerium für Digitales und Verkehr (2022): „Verlegemethoden für den Gigabitausbau. Breitbandausbau nach § 127 TKG“, Mai 2022, https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/DG/verlegetechnik-breitbandausbau.pdf?__blob=publicationFile, letzter Zugriff am 22. September 2022.

Bundesministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (2020): „Alternative Verlegemethoden für den Glasfaserausbau. Hinweise für die Praxis“, Gigabit.NRW, 17. September 2020, https://www.gigabit.nrw.de/images/2020/200917_Leitfaden%20Alternative%20Verlegemethoden_2.%20Auflage_Videos_final.pdf, letzter Zugriff am 22. September 2022. 

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