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Breitbandausbau: Wie nachhaltig ist Glasfaser?

Glasfaser verbindet und schafft die Grundlage für soziale, wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilhabe. Glasfaser verändert, wie wir arbeiten, reisen oder unsere Freizeit genießen. Kein Wunder also, dass die Bundesregierung immer mehr auf Glasfaser setzt und den Ausbau – zuletzt mit der neuen Gigabitstrategie – voranbringen möchte.

Das Schöne daran: Vom Glasfaserausbau profitieren nicht nur wir, sondern auch die Umwelt. Denn Glasfaser ermöglicht nicht nur die schnellste Internetverbindung, es hat auch die beste Ökobilanz.

Warum das so ist und wie die Ökobilanz von Glasfaser noch weiter optimiert werden kann, haben wir für Sie zusammengefasst. 

Herstellung

Im Vergleich zu Kupferkabeln ist Glasfaser deutlich ressourcenschonender – und das bereits bei der Herstellung. Der Kupferabbau für die Produktion von Kupferkabeln ist extrem umweltschädlich. Die Produktion setzt schädliche Chemikalien frei und die Umwelt wird belastet. Im Gegensatz dazu werden Glasfasern aus Quarzsand hergestellt. Diese Ressource kommt in vielen Sand- und Gesteinsformen natürlicherweise vor und deren Abbau ist um ein Vielfaches umweltfreundlicher als der Abbau von Kupfer. Hinzu kommt, dass für die Herstellung von Glasfaserkabeln insgesamt weniger Material benötigt wird.

Betrieb

Auch im eigentlichen Betrieb sind Glasfasernetze laut Umweltbundesamt anderen Übertragungstechnologien vorzuziehen. Warum das so ist, wird anhand einer Beispielrechnung deutlich. Bei einer Stunde Streaming verbraucht VDSL vier Gramm CO2. Bei FTTH (Fibre To The Home) sind es lediglich zwei Gramm und damit halb so viel. Hochgerechnet macht das einen großen Unterschied. 

Auch im Vergleich zum Mobilfunk schneidet Glasfaser besser ab. Für eine Stunde Streaming werden bei 4G 13 Gramm und bei 5G fünf Gramm CO2 ausgestoßen. Somit ist Glasfaser die klimafreundlichste Übertragungstechnik in Bezug auf den CO2-Austoß.

In Bezug auf den Stromverbrauch ist Glasfaser ebenfalls umweltfreundlicher als andere Übertragungstechniken. Denn Glasfaser verbraucht bis zu 17-mal weniger Strom als VDSL und Super Vectoring. Und das ohne an Leistung zu verlieren. So kann bei einer deutschlandweiten Versorgung mit Glasfaser bis zu 1.100 Megawatt an elektrischer Leistung eingespart werden. 

Verlegung

Wie nachhaltig Glasfaser genau ist, hängt allerdings auch von der gewählten Verlegemethode und den dafür benötigten Ressourcen ab. Minimal invasive oder überirdische Methoden – wie sie die Gigabitstrategie vorschlägt – verbrauchen deutlich weniger Ressourcen und belasten somit auch die Umwelt weniger.

Zusätzlich können durch Absprachen und vorausschauende Planung Mitnutzungspotenziale entstehen. Dadurch werden Straßen nicht mehrfach, sondern im Rahmen verschiedener Projekte gesammelt aufgebrochen und die gesamte benötigte Infrastruktur auf einmal verlegt. 

Lebensdauer

Anders als Kupferkabel beispielsweise können Glasfasernetze nahezu unbegrenzte Gigabit-Geschwindigkeiten ermöglichen und sowohl im Upload als auch im Download gleich hohe Bandbreiten erreichen. Da der Bedarf an Bandbreite zukünftig weiter steigen wird, sind Glasfaserkabel somit die zukunftssicherste Variante. Ein weiterer Ausbau ist nicht nötig. Das schont Ressourcen und die Umwelt. 

Digitalisierung anderer Bereiche

Eine stabile und ausreichende Internetversorgung ist die Grundlage für eine umfassende Digitalisierung. Durch die Erschließung von Städten und Dörfern werden die Voraussetzungen geschaffen, dass Menschen – egal, wo sie wohnen – Homeoffice machen können. Auch berufliche Reisen können durch Videokonferenzen reduziert werden. So fällt das Pendeln weg und es werden weniger Büros benötigt, die zusätzlich zur eigenen Wohnung geheizt oder sogar klimatisiert werden müssen. Das spart CO2 und fossile Brennstoffe wie Benzin und Gas ein.

Auch ganze Gebäude können mit Glasfaser automatisiert werden. Hier kann smartes Energiemanagement helfen, den Energieverbrauch von Gebäuden zu reduzieren. Zum Beispiel, indem sich die Heizung erst dann wieder anschaltet, wenn die Bewohner:innen von der Arbeit zurückkommen.

Der Verkehrssektor profitiert ebenfalls: Intelligente Verkehrssysteme können Verkehrsströme so steuern, dass es nicht zu Staus kommt und Fahrzeuge besser ausgelastet werden. Auch im öffentlichen Personennahverkehr kann Glasfaser helfen, die Verkehrsmittel besser aufeinander abzustimmen, Verspätungen zu reduzieren und zu vernetzen. So können Emissionen eingespart werden. Gleichzeitig wird der Verkehr optimiert, Unfälle vermieden und die Qualität der Luft verbessert.

Automatisierung kann auch in der Industrie Emissionen einsparen. Zum Beispiel im smartPORT in Hamburg: Optimale Datenerfassung und ein schneller Informationsaustausch ermöglichen die Auswahl des effizientesten Verkehrsträgers für den Transport. Dabei wird nachhaltig vorgegangen und Ökostrom vom Land genutzt. 

Optimierungsmöglichkeiten

Um Glasfaser noch umweltfreundlicher zu machen und den CO2-Austausch weiter zu reduzieren, könnten sogenannte Sleep Modi genutzt werden. Bei diesen wird der Stromverbrauch der Endgeräte bei den Verbraucher:innen dynamisch geregelt – je nachdem, wie aktiv sie sind. Bei FTTH wäre dies auch ohne Instabilitäten im Zugangsnetz technisch möglich. Allerdings sind sie derzeit noch nicht implementiert, obwohl hier großes Optimierungspotenzial besteht, um den Stromverbrauch von Glasfasernetzen weiter zu reduzieren.

Die Endgeräte können zudem nachhaltiger gestaltet werden, wenn sie nicht immer wieder neu hergestellt, sondern bereits benutzte Geräte wiederaufbereitet werden. Dadurch werden nicht nur Material, sondern auch Kosten eingespart. Voraussetzung ist dafür die Aufnahme von weiteren Kriterien wie Reparierbarkeit oder die Kontrolle schädlicher Substanzen.

Außerdem sollte für eine größtmögliche Nachhaltigkeit der Überbau von Glasfasernetzen vermieden werden. Durch enge Absprachen und ggf. offene Netzzugänge (Open Access) können Ressourcen geschont und Kosten eingespart werden. 

Fazit

Im Vergleich zu anderen Übertragungstechnologien ist Glasfaser die klimafreundlichste und hilft, den CO2-Austoß und Stromverbrauch zu reduzieren – sowohl in Privathaushalten als auch in der Wirtschaft und öffentlichen Stellen. Nicht zuletzt auch, weil Glasfaser in Bezug auf die möglichen Übertragungsgeschwindigkeiten die beste Lebensdauer hat.

Das bedeutet allerdings nicht, dass Glasfaser nicht weiter optimiert werden könnte, um es noch umweltfreundlicher zu machen. Das Thema Nachhaltigkeit rückt daher auch immer mehr in den Fokus der Branche und wurde beispielsweise bei der Glasfasermesse fiberdays viel diskutiert.  

Quellen

Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (2022): „Digitalisierung und nachhaltiger Netzausbau. Praxisbeispiele und Forderungen an die Politik“, 22. Februar 2022, https://www.brekoverband.de/site/assets/files/19657/eckpunktepapier_zur_dialogreihe_digitalisierung_nachhaltig_gestalten.pdf, letzter Zugriff am 26. Juli 2022.

Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (2022): „Nachhaltigkeit. Glasfasernetze als zentraler Bestandteil einer nachhaltigen digitalen Infrastruktur, 05. Mai 2022, https://www.brekoverband.de/site/assets/files/19011/breko_positionspapier_nachhaltigkeit.pdf, letzter Zugriff am 26. Juli 2022.

Fiber for Future (o. J.): „Digitalisierung und Nachhaltigkeit“, https://www.fiber-for-future.de/initiative/fiber-for-future/digitalisierung-und-nachhaltigkeit/, letzter Zugriff am 26. Juli 2022.

Kiel.nachhaltig (2021): „Glasfaser und Nachhaltigkeit – geht das?“, 12. August 2021, https://kiel-nachhaltig.de/glasfaser-und-nachhaltigkeit-geht-das/, letzter Zugriff am 26. Juli 2022.

Ober, Kristof Prof. Dr.-Ing. (2020): „Nachhaltigkeitsvergleich der Zugangsnetz-Technologien FTTC und FTTH“, 13. Mai 2020, Technische Hochschule Mittelhessen, https://www.deutsche-glasfaser.de/fileadmin/content/pdf/downloads/sonstiges/Gutachten_Nachhaltigkeitsvergleich_FTTH_FTTC.pdf, letzter Zugriff am 26. Juli 2022.

Umweltbundesamt (2020): „Energie- und Ressourceneffizient digitaler Infrastrukturen. Ergebnisse des Forschungsprojektes ‚Green Cloud- Computing‘“, 7 September 2022, https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/politische-handlungsempfehlungen-green-cloud-computing_2020_09_07.pdf, letzter Zugriff am 26. Juli 2022. 

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