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DIN-Norm Trenching: Eine Beschleunigung des Glasfaserausbaus?
Zuletzt aktualisiert: 10. Januar 2023
Trenching oder kein Trenching – das ist hier die Frage. Bei der Beantwortung klaffen die Meinungen von Telekommunikationsunternehmen und Kommunen teils deutlich auseinander. Trenching wird bereits vielfach eingesetzt, da sich die ausbauenden Unternehmen Kosten- und Zeitersparnisse dadurch erhoffen. Kommunen sehen die alternative Verlegemethode deutlich kritischer und zeigen bisweilen Skepsis.
Ein neuer Normentwurf zum Trenching könnte diese Diskussion neu aufleben lassen und Trenching den Übergang von einer alternativen zu einer standardisierten und bewährten Verlegemethode ermöglichen.
Wir beleuchten den Normentwurf und die Kontroverse rund um Trenching und werfen einen Blick auf die Stimmen zum Entwurf.
Entwurf einer DIN-Norm Trenching
Bereits seit über zwei Jahren läuft das Normungsvorhaben DIN 18220 zum Trenching. Nun ist es so weit und das Deutsche Institut für Normung legt einen Entwurf vor. Ziel des neuen Normentwurfs ist vor allem, den Ausbau möglichst schnell und kostengünstig voranzutreiben. Gleichzeitig sollen dabei qualitativ hochwertige und nachhaltige Bauweisen eingesetzt werden. Dafür setzt die Norm die nötigen Standards.
Inhalt der Norm ist daher eine Beschreibung der verschiedenen Verfahren:
- Herstellung der Schlitze und Leitungsgräben
- Legung der TK-Infrastruktur
- Anschließende Verfüllung
- Wiederherstellung der Straße
Hinzu kommen Leitlinien für den Bau sowie Hinweise zur Planung und Dokumentation der unterirdischen Telekommunikationsinfrastrukturen.
Der Entwurf ist nun zur Kommentierung veröffentlicht. Der BREKO hat bereits angekündigt, die Frist bis zum 18. Januar 2023 zu nutzen und den Entwurf gemeinsam mit den Mitgliedsunternehmen auf seine Praxistauglichkeit zu prüfen und ggf. Verbesserungen vorzuschlagen. Erwartet wird die finalisierte Norm im Frühjahr 2023.
Neben dem Horizontalspülbohrverfahren (DIN 18324) ist die Normung des Trenchings eine der ersten Normungen sogenannter alternativer Verlegemethoden abseits des klassischen Tiefbaus.
Das ist Trenching
Beim Trenching wird nicht – wie beim klassischen Tiefbau – ein Graben ausgehoben. Stattdessen fräst eine große Fräsmaschine einen Schlitz in unterschiedlicher Tiefe in den Boden. Anschließend werden Kabel und/oder Leerrohre eingelegt. Der Schlitz wird mit einem flüssigen Material verfüllt und die Oberfläche mit einer Deckschicht aus Heißasphalt wiederhergestellt.
Dadurch ist das Trenching deutlich schneller als der klassische Tiefbau, sorgt für weniger Straßensperrungen und spart zudem Kosten ein. Bisher war Trenching im Rahmen des Telekommunikationsgesetzes als „mindertiefe Bauweise“ zwar erlaubt, hat aber für viel Skepsis und Diskussionen bei Kommunen und Tiefbauunternehmen gesorgt. So haben Städte und Gemeinden befürchtet, auf Folgekosten sitzenzubleiben, wenn es später zu Straßenschäden oder Schäden an der Infrastruktur kommen sollte. Auch die Frage der Haftung war Teil der Diskussionen.
Stimmen zur DIN-Norm Trenching
Laut Gigabit.NRW setzen zwar alle TK-Netzbetreiber Trenching ein, aber noch nicht in dem Umfang wie es nach Sicht des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr wünschenswert wäre. Das liege unter anderem daran, dass sich Beispiele für unsachgemäße bzw. mangelhafte Ausführung und Verlegungen von Infrastrukturen deutlich schneller verbreiten als Best-Practice-Beispiele und somit immer noch Verunsicherung und Ablehnung bei Kommunen und Landkreisen bestehe.
Der BREKO zeigt sich begeistert von der Veröffentlichung des Normentwurfs und spricht von einem „wichtige[n] Schritt für einen deutlich stärkeren Einsatz moderner Verlegemethoden“ und einem „positive[n] Signal für alle Unternehmen, die in den Glasfaserausbau investieren“. Der Verband setzt sich schon seit langem für den Einsatz alternativer Verlegemethoden ein, um den Glasfaserausbau effizient zu gestalten und so die Ausbauziele der Bundesregierung zu erreichen.
Ob die DIN 18220 künftig dazu beitragen kann, die Akzeptanz des Trenchings zu erhöhen, wird sich zeigen und hängt maßgeblich von den Kommunen ab. Für einen stärkeren Einsatz müssen diese nämlich die Norm in ihren Genehmigungsverfahren berücksichtigen und laut BREKO allgemein Vorbehalte abbauen.
Gleichzeitig zum DIN-Entwurf hat die Forschungsgesellschaft Straßen und Verkehrswesen ein „Merkblatt für die Anwendung von Trenching-, Fräs- und Pflugverfahren“ angekündigt. Das Merkblatt löst dabei große Kritik in der Branche aus, da es den Zielen des DIN-Entwurfs widerspreche und von dem Einsatz von Trenching abrate. Daher fordert der BREKO klare Anweisungen von den Bundesländern, sich an der DIN und nicht an dem Merkblatt zu orientieren.
Welches Verfahren – nach Abwägung der Vor- und Nachteile, der Risiken und Chancen – eingesetzt wird, liegt letztendlich in der Hand der zuständigen Straßenbaulastträger.
Quellen
Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (2022): „BREKO-Pressestatement zur Veröffentlichung des Norm-Entwurfs für Trenching-, Fräs-, und Pflugverfahren im Glasfaserausbau, 18. November 2022, https://www.brekoverband.de/aktuelles/news/pressemitteilungen/breko-pressestatement-zur-veroeffentlichung-des-norm-entwurfs-fuer-trenching-fraes-und-pflugverfahren-im-glasfaserausbau/, letzter Zugriff am 21. Dezember 2022.
DIN Deutsches Institut für Normung e. V. (2022): „DIN 18220 zum Trenching. Entwurf wird demnächst veröffentlicht“, 31. Oktober 2022, https://www.din.de/de/din-und-seine-partner/presse/mitteilungen/din-18220-zum-trenching-889664, letzter Zugriff am 21. Dezember 2022.
Gigabit.NRW (2020): „Erarbeitung einheitlicher Normen für das Trenchingverfahren“, 16. Oktober 2020, https://www.gigabit.nrw.de/aktuelles/news/item/2043-erarbeitung-einheitlicher-normen-fuer-das-trenchingverfahren.html, letzter Zugriff am 21. Dezember 2022.
Heise (2022): „DIN-Norm für weniger tiefe Verlegeverfahren soll den Glasfaserausbau beflügeln“, 18. November 2022, https://www.heise.de/news/DIN-Norm-fuer-weniger-tiefe-Verlegeverfahren-soll-den-Glasfaserausbau-befluegeln-7346131.html, letzter Zugriff am 21. Dezember 2022.