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Kommunale Wärmeplanung 2025: Wie weit ist Deutschland auf dem Weg zur Wärmewende?

Zuletzt aktualisiert: 21. Oktober 2025

Wärmewende als kommunale Aufgabe

Deutschland steht an einem Wendepunkt: Die Wärmewende zählt zu den größten Aufgaben auf dem Weg zur Klimaneutralität. Rund die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs entfällt auf die Wärmeerzeugung – für Heizung, Warmwasser und industrielle Prozesse. Doch noch immer stammen über 70 Prozent dieser Energie aus fossilen Quellen wie Erdgas und Heizöl. Um die Klimaziele zu erreichen und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern, ist ein grundlegender Wandel notwendig – und zwar schnell.

 
Genau hier setzt die kommunale Wärmeplanung an. Sie bildet das strategische Fundament, um die Wärmeversorgung in Städten und Gemeinden langfristig klimaneutral zu gestalten. Kommunen übernehmen dabei eine Schlüsselrolle: Sie kennen die örtlichen Gegebenheiten, verfügen über die nötigen Netzwerke und können maßgeschneiderte Lösungen entwickeln – von der Nutzung erneuerbarer Energien über den Ausbau effizienter Wärmenetze bis hin zur Integration von Abwärmequellen.

 
Der Weg dorthin ist anspruchsvoll. Es geht nicht nur um Technik, sondern auch um strategische Planung, verlässliche Rahmenbedingungen und Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Energieversorgern und Bevölkerung. Mit dem Inkrafttreten des Wärmeplanungsgesetzes (WPG) im Januar 2024 wurde die kommunale Wärmeplanung bundesweit verpflichtend. Bis spätestens 2028 müssen alle Kommunen einen individuellen Wärmeplan vorlegen. Das schafft rechtliche Klarheit, erhöht aber auch den Handlungsdruck.

 
Die gute Nachricht ist: Viele Kommunen haben die Herausforderung bereits angenommen. Sie sehen in der kommunalen Wärmeplanung keine zusätzliche Belastung, sondern eine Chance – für Klimaschutz, Versorgungssicherheit und regionale Wertschöpfung. Der folgende Beitrag zeigt, wo Deutschland aktuell steht, welche Herausforderungen bestehen und wie Städte und Gemeinden die Wärmewende vor Ort erfolgreich gestalten können.

Was ist die kommunale Wärmeplanung?

Die kommunale Wärmeplanung ist ein strategischer Prozess, mit dem Städte und Gemeinden ihren Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung gestalten. Sie untersucht, wo aktuell Energie verbraucht wird, welche Wärmequellen künftig genutzt werden können und wie die bestehende Infrastruktur dafür angepasst oder ausgebaut werden muss. Ziel ist ein langfristig tragfähiger, effizienter und ökologischer Wärmeplan, der als Orientierung für Politik, Verwaltung, Energieversorgende sowie Bürger:innen dient.

Ein solcher Wärmeplan umfasst in der Regel vier zentrale Bausteine:

  • Bestandsanalyse: Erfassung des aktuellen Wärmebedarfs und der vorhandenen Versorgungsstrukturen.
  • Potenzialanalyse: Ermittlung regionaler erneuerbarer Energiequellen und Abwärmepotenziale.
  • Zielbild: Definition, wie die Kommune bis spätestens 2045 klimaneutral werden kann.
  • Maßnahmenplan: Festlegung konkreter Schritte zur Umsetzung, etwa der Ausbau von Wärmenetzen oder der Einsatz von Wärmepumpen und Solarthermie.

Damit schafft die kommunale Wärmeplanung eine verlässliche Entscheidungsgrundlage, um Investitionen gezielt zu steuern, Synergien zwischen Kommunen und Energieversorgenden zu nutzen und den Weg in eine nachhaltige, zukunftssichere Wärmeversorgung zu ebnen.

Rechtlicher Rahmen und Fristen

Seit dem 1. Januar 2024 ist das Wärmeplanungsgesetz (WPG) in Kraft und bildet den bundesweiten Rechtsrahmen für die kommunale Wärmeplanung. Es verpflichtet alle Bundesländer dazu, sicherzustellen, dass für ihr gesamtes Landesgebiet Wärmepläne erstellt werden. In der Regel liegt diese Verantwortung auf kommunaler Ebene, kann jedoch auch Landkreisen oder Gemeindeverbänden übertragen werden.

Das Gesetz sieht gestaffelte Fristen vor:

  • Bis 30. Juni 2026 müssen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ihren Wärmeplan vorlegen.
  • Bis 30. Juni 2028 gilt die Pflicht für alle übrigen Gemeinden.

Kleinere Kommunen erhalten somit mehr Zeit, um die personellen und organisatorischen Voraussetzungen für die Wärmeplanung zu schaffen. Dennoch sind viele Gemeinden bereits vorzeitig aktiv geworden – häufig in Kooperation mit Nachbarkommunen oder innerhalb sogenannter Konvois. Diese interkommunale Zusammenarbeit ermöglicht es, Ressourcen zu bündeln und von gemeinsamem Fachwissen, Datengrundlagen und Infrastruktur zu profitieren.

Finanziell wird die kommunale Wärmeplanung durch Fördermittel von Bund und Ländern unterstützt. Der Bund stellt in fünf Jahrestranchen rund 500 Millionen Euro bereit, die über die Länder an die Kommunen verteilt werden. Trotz dieser Förderung bleibt die Finanzierung vielerorts eine Herausforderung – insbesondere für kleinere Städte mit begrenzten Haushaltsmitteln und personellen Kapazitäten.

Aktueller Stand der kommunalen Wärmeplanung in Deutschland

Die kommunale Wärmeplanung gewinnt bundesweit zunehmend an Bedeutung. Laut aktuellen Erhebungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) haben bis Anfang 2025 bereits rund 47 Prozent aller Gemeinden in Deutschland mit der Erstellung eines Wärmeplans begonnen. Weitere 4,5 Prozent konnten ihre Planungen sogar schon abschließen. Damit leben inzwischen über 60 Prozent der Bevölkerung in Kommunen, die aktiv an der Planung einer klimaneutralen Wärmeversorgung arbeiten.

Besonders weit fortgeschritten ist der Prozess in Baden-Württemberg, wo bereits seit 2020 eine landesweite Pflicht zur Wärmeplanung besteht. Hier verfügen fast ein Viertel der Kommunen über einen fertigen Wärmeplan – ein Ergebnis der frühen gesetzlichen Vorgaben und gezielten Landesförderung. Auch Nordrhein-Westfalen zeigt deutliche Fortschritte. Mehr als 80 Prozent der Kommunen sind bereits aktiv, obwohl viele erst bis 2026 gesetzlich zur Vorlage verpflichtet sind. In Schleswig-Holstein sind es 3,2 %, diese decken aber bereits 44,8 % der Landesbevölkerung ab.

 
Ein wichtiger Trend ist die interkommunale Zusammenarbeit. Mehrere tausend Gemeinden in Deutschland haben sich zu sogenannten Konvois zusammengeschlossen. Diese Kooperationen erleichtern die Datenerhebung, reduzieren Kosten und fördern den Austausch von Know-how – besonders in Regionen mit begrenzten Ressourcen. 

Herausforderungen und Hemmnisse

Trotz des großen Engagements vieler Städte und Gemeinden steht die kommunale Wärmeplanung vor erheblichen Herausforderungen. Die größte Hürde ist nach wie vor die Finanzierung: Zahlreiche Kommunen berichten, dass die vorhandenen Fördermittel bei weitem nicht ausreichen, um die komplexen Planungs- und Umsetzungsprozesse zu bewältigen. Laut einer bundesweiten Umfrage betrachten über 90 Prozent der befragten Kommunen die Finanzierung als ihr größtes Problem. Besonders kleinere Städte mit begrenzten Haushalten haben Schwierigkeiten, externe Fachbüros zu beauftragen oder Datenanalysen und Beteiligungsprozesse zu finanzieren.

 
Ein zweiter Engpass ist der Fachkräftemangel. In vielen Verwaltungen fehlen qualifizierte Mitarbeitende, die die planerischen, technischen und organisatorischen Aufgaben der Wärmeplanung umsetzen können. Zahlreiche Kommunen reagieren darauf mit interkommunaler Zusammenarbeit oder durch die Einbindung externer Planungsbüros, um die notwendigen Kapazitäten aufzubauen.

 
Hinzu kommen bürokratische Hürden und langwierige Genehmigungsprozesse. Die Bearbeitung von Förderanträgen dauert oft Monate oder sogar Jahre, was Projekte erheblich verzögert. Gleichzeitig wünschen sich viele Kommunen mehr Planungssicherheit – sowohl in Bezug auf rechtliche Rahmenbedingungen als auch auf die Abstimmung zwischen Bund, Ländern und lokalen Akteur:innen. 

Chancen und Perspektiven

Trotz aller Herausforderungen bietet die kommunale Wärmeplanung große Chancen für eine nachhaltige und zukunftssichere Energieversorgung. Sie ermöglicht es Städten und Gemeinden, ihre Wärmeversorgung strategisch neu auszurichten und dabei sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile zu realisieren. Durch eine vorausschauende Planung können Kommunen regionale Ressourcen effizienter nutzen, Energieverluste reduzieren und langfristig stabile Versorgungssysteme schaffen.

 
Ein zentraler Erfolgsfaktor ist die Integration erneuerbarer Energien. Ob Solarthermie, Geothermie, Biomasse oder die Nutzung von Abwärme aus Industrie und Gewerbe – in nahezu jeder Region Deutschlands bestehen bislang ungenutzte Potenziale. Durch den Ausbau und die Modernisierung von Wärmenetzen kann diese Energie effizient verteilt und fossile Brennstoffe schrittweise ersetzt werden.

 
Zunehmend wichtig wird auch die interkommunale Zusammenarbeit. Wenn Kommunen ihre Planungen aufeinander abstimmen, können sie gemeinsame Projekte entwickeln, Synergien in der Infrastruktur nutzen und Kosten deutlich senken. Die kommunale Wärmeplanung wird damit nicht nur zu einem zentralen Instrument der Energiewende, sondern auch zu einem Motor für regionale Kooperation, Innovation und nachhaltige Entwicklung. 

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Fazit: Kommunen übernehmen eine Schlüsselrolle

Die kommunale Wärmeplanung ist weit mehr als eine gesetzliche Verpflichtung – sie ist ein zentraler Hebel, um die Wärmewende in Deutschland erfolgreich voranzubringen. Kommunen übernehmen dabei eine Schlüsselrolle. Sie gestalten die lokale Energiezukunft, fördern den Einsatz erneuerbarer Wärmequellen und sorgen für eine langfristig sichere, bezahlbare und klimafreundliche Wärmeversorgung. Trotz finanzieller, personeller und organisatorischer Herausforderungen zeigt der aktuelle Stand, dass viele Städte und Gemeinden bereits engagiert an Lösungen arbeiten und den Wandel aktiv vorantreiben.

 
Eine vorausschauende Wärmeplanung schafft nicht nur Klimaschutz, sondern auch regionale Wertschöpfung, Innovation und Unabhängigkeit von fossilen Energien. Entscheidend ist nun, die begonnenen Planungsprozesse konsequent in die Umsetzung zu überführen – mit klaren Strategien, verlässlicher Förderung und kompetenter fachlicher Begleitung. 

Wir unterstützen Sie!

Wir unterstützen Kommunen bei der Strategieentwicklung und Umsetzungsszenarien im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung. Dabei begleiten wir Sie kompetent und zuverlässig bei der Antragstellung zur Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) und übernehmen die vollständige Koordination des Förderprozesses.

 
Ob bei der Planung neuer Wärmenetze oder der Transformation bestehender Strukturen – wir erstellen fundierte Machbarkeitsstudien und Transformationspläne, die als Grundlage für eine nachhaltige Wärmeversorgung dienen. Mit unserer langjährigen Erfahrung aus zahlreichen Projekten im Bereich der Versorgungsnetze begleiten wir Städte und Gemeinden auf ihrem Weg zu einer zukunftsfähigen, effizienten und klimaneutralen Wärmeversorgung. 

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Quellen

Andrea Arnold-Drmic; Justus Thiele (2025): Wärmewende in Deutschland: Kommunale Wärmeplanung im Überblick, Herausgeber: Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, und Raumforschung (BBSR),  https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/sonderveroeffentlichungen/2025/waermewende-in-deutschland.html, letzter Zugriff am 17.10.2025.

Deutsche Energie Effizienz Agentur (DEEA) (2025), https://deea.de/2025/08/19/statusbericht-kommunale-waermeplanung-in-deutschland-2025/, letzter Zugriff 17.10.2025

Lena Schubert; Jann-Luca Künßberg; Katarina Huth (2025): Wärmewende: Kommunen kämpfen mit Milliardenlücke, https://correctiv.org/aktuelles/klimawandel/2025/09/17/waermewende-fuers-klima-kommunen-kaempfen-mit-milliardenluecke/, letzter Zugriff 17.10.2025

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